Chronologie unseres Katzenseuche-Falls 2007

Da diese Seite mittlerweile sehr umfangreich geworden ist, haben wir sie chronologisch aufgesplittet.

2007 - Wie alles begann

2008 - Suche nach Antworten

2009/10 - Mühsam geht es weiter

 

 


Hier geht es direkt zum letzten Update : 11.08.2010

 

 


28.08.2007


Der Supergau für jeden Katzenbesitzer hat uns getroffen!

Um es vorweg zu nehmen: So, wie es bis jetzt aussieht, haben wir uns die Katzenseuche eingefangen! Wir können aber nicht nachvollziehen, wann oder wo.

Es tut uns leid, dass wir das Geschehen erst jetzt veröffentlichen, aber wir hatten bis jetzt andere Probleme. Wir bitten um Verständnis.

Zum Ablauf des Geschehens:

Am 11.8. waren wir mit unseren Tieren Shakira und Yorick auf einer Katzenausstellung in Hamm. Die Tiere waren in gutem Zustand und in keiner Weise auffällig.

Am 12.8. gegen 15 Uhr brach Shakira auf unserer Terrasse plötzlich zusammen (wir haben einen eingezäunten ausbruchsicheren Garten). Eine Temperaturmessung ergab 40,5°C. Zu unserer Tierärztin konnten wir erst eine Stunde später, da diese bei einem Notfall war. Shakira hatte bis dahin eine Temperatur von 41,5°C. Eine Untersuchung erbrachte kein Ergebnis. Der Katze wurden Fiebersenker, Kreislaufmittel u.ä. gespritzt. Da diese Medikamente keine Wirkung zeigten, fuhren wir am Abend erneut zum TA. Diesmal wurde ein stärkerer Fiebersenker gespritzt.

Am 13.8. hatte Shakira Normaltemperatur. Wir fuhren mit ihr zum TA. Sie zeigte keine Auffälligkeiten, weder geschwollene Lymphdrüsen, Zeckenbiss oder sonst was. Wir nahmen trotzdem Blut ab, um für den Fall, dass die Temperatur im Laufe des Tages wieder steigen sollt, sofort reagieren zu können. Shakira blieb im Laufe des Tages stabil, aber wie entschlossen uns, das Blut trotzdem zur Untersuchung einzuschicken. Zu diesem Zeitpunkt gingen wir noch von einem Kreislaufkollaps, Vergiftung oder ähnlichem aus.

Am 14.8. brachte ich zwei Jungtiere zu ihren neuen Besitzer nach Osnabrück, da zu diesem Zeitpunkt noch nicht von einer ansteckenden Krankheit auszugehen war. Shakira war etwas lethargisch. Meine Frau fuhr mit ihr zum TA. Aufgrund des Erscheinungsbildes beim TA (Seitenlage) machte unsere TÄ uns keine große Hoffnung. Die Untersuchung ergab Untertemperatur und leichte Austrocknung. Eine Ultraschalluntersuchung erbrachte kein Ergebnis. Shakira wurde mit Rotlicht gewärmt und erhielt eine Infusion. Im Laufe des Tages verschlechterte sich aber der Allgemeinzustand rapide. Als das Blutergebnis am Abend vorlag (Leukos = 0, CK-Wert extrem überhöht, FIP, FIV und Leukose negativ.), entschlossen wir uns auf Anraten unser TÄ schweren Herzens, Shakira einschläfern zu lassen und in die Pathologie nach Hannover zu schicken. Shakira hatte bis zu diesem Zeitpunkt weder Erbrochen noch Durchfall.

Um festzustellen, ob es sich um eine ansteckende Krankheit handeln könnte, gingen wir mit Yorick am 15.8. zum TA. Der Kater hatte 39,5°C. Wir ließen Blut abnehmen und einschicken. Yorick erhielt Medikamente. Seine Temperatur pendelte sich bis zum nächsten Tag zwischen 39°C und 39,5°C ein.

Als die ersten Blutergebnisse am 16.8. mit den gleichen signifikanten Parametern (Leukos = 3000, CK-Wert extrem überhöht, FIP, FIV und Leukose negativ) eintrafen, brachten wir Yorick zur Kleintierklinik Asterlagen in Duisburg. Dort wurde er präventiv mit Feliserin und Interferon über Tropf und weiteren Medikamenten behandelt. Bis zur Einlieferung in die Klinik hatte der Kater weder Brechen noch Durchfall. Erst nach der Behandlung erbrach er und setze Kot ab. Sein Zustand verschlechterte sich im Laufe des 17.8. Eine Durchgeführte Kontrolle ergab einen Wert von nur noch 1000 Leukos.

Am 18.8. erhielten wir die Auskunft, dass sein Zustand kritisch, aber stabil sei. Da die zwischenzeitlichen Recherchen und Telefonate unserer TÄ zu dem Ergebnis einer möglichen Infektion mit Katzenseuche führten, entschlossen wir uns, den gesamten Bestand mit Feliserin zu spritzen (unser Bestand ist sei unseren ersten Katzen komplett gegen Schnupfen, Seuche und Leukose durchgeimpft). Der Erfolgt dieser Aktion war, dass ca. 7-8 Katze (Norweger und Hauskatzen) mit Erbrechen reagierten, davon 4-5 mit zusätzlichem Kot absetzen und davon zwei mit ganz schneller Atmung und Speichelbildung. Bis zu diesem Zeitpunkt waren alle Tier unauffällig gewesen. Bei diesen zwei Tieren, Fatehpur und Fiola, trat das Ereignis bei Fatehpur nach ca. 1 1/4 Stunden, bei Fiola ca. 1/2 Stunde nach dem Spritzen mit Feliserin fast zeitgleich auf. (Das Feliserin musste von mir in Duisburg geholt werden. Aufgrund falscher Berechnungen musste ich zweimal fahren und die Tiere wurden in zwei Wellen gespritzt.) Fatehpur verfiel vor unseren Augen innerhalb von 20 Minuten so sehr, dass wir keine Zeit hatten, die Tiere in die Klinik zu bringen und unsere TÄ Fatehpur einschläfern musste. Die anderen Tiere erholten sich relativ schnell, Fiola brauchte 1 1/2 Stunden. Wir entschlossen uns, Fatehpur zur Pathologie nach Leipzig zu schicken. Ein durchgeführter Schnelltest auf Parvo brachte bei Fatehpur kein Ergebnis, bei Fiola wurde Parvo festgestellt

Am 19.8. erhielten wir die Nachricht, dass unser Yorick in der Klinik verstorben sei. Auch er wurde nach Leipzig geschickt.

Am 20.8. lag unser Tom, 13,5 Jahre alt, schwer atmend unterm Kratzbaum. Wir fuhren mit ihm zum Tierarzt. Unsere Tierärztin diagnostizierte ein schwere Bronchitis bzw. Lungenentzündung. Tom hatte Untertemperatur. Eine durchgeführte Zählung der Leukos ergab über 14Tausend. Im Laufe des Tages verschlechterte sich sein Zustand trotz Rotlicht so stark, das wir ihn einschläfern mussten.

Parallel zu diesem Geschehen bei uns verweigerte ein Jungtier (Zeppo), das wir am 14.8. nach Osnabrück gebracht hatten, am 19.8. seine Nahrung und fing in den Abendstunden an, sich zu erbrechen. Da die neuen Besitzer über die Zustände bei uns informiert waren, gingen sie am 20.8. mit dem Katerchen zum TA. Die TÄ konnte außer einer leichten Austrocknung nichts feststellen, gab dem Kater eine Infusion und spritzt ihm einige Medikamente(?) und gab den Besitzern eine Spezialnahrung mit, die sie füttern sollten. Eine Katzenseuche schloss sie aufgrund ihrer Erfahrung aus. Eine durchgeführte Zählung der Leukos ergab normale Werte. Da Zeppo weiterhin erbrach, brachte man ihn am 21.8. erneut zum Tierarzt. Sein Allgemeinzustand hatte sich etwas verschlechtert. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Zeppo keinen Durchfall. Die TÄ behielt das Tier da und gab ihm eine Infusion und, so wie wir es verstanden haben, Feliserin. Da der Zustand sich weiter verschlechterte, nahm sie ihn mit nach Hause und legte ihn unter Rotlicht. Am Mittag des 22.8. erhielten die Besitzer einen Anruf der TÄ, dass der Zustand so schlecht sei, dass man das Tier einschläfern müsste, was dann auch gemacht wurde.

Am 25.8. wurde bei Zeppos Schwester Zoé in Osnabrück ein Schnelltest auf Parvo durchgeführt. Das Ergebnis war positiv. Zurzeit versuchen wir bei dem Hersteller des Testes abzuklären, ob es sich dabei unter Umständen noch um eine Folgeerscheinung der Impfung handeln kann.

Zurzeit sind unsere Tiere stabil. Nur drei Tiere niesen seit drei Tagen und haben tränende Augen. Es sind Tiere, die auch auf das Feliserin reagiert haben, unter anderem auch Fiola. Der erste Kater, Eddie, der nieste, hatte auch 40,5°C. Da unsere Tierärztin das Immunsystem nicht weiter durch Fieberblocke beeinträchtigen wollte, erhalten sie zur Zeit nur Baitryl. Eddies Fieber ist weg.

In den drei Wochen vor Shakiras Zusammenbruch hatten wir keinen Besuch von Personen, die Katzen besitzen, und waren auch nicht auf Besuch bei Leuten mit Katzen. Unsere Kontakte zu anderen Tieren beschränkten sich auf folgende Termine:
am 2.8. bei unserer Tierärztin zur 2. Impfung unseres Z-Wurfes
am 8.8. beim Schallen auf HCM bei Dr. Kresken in Duisburg-Kaiserberg mit vier Tieren, u.a. Shakira und Fatephur (alle ohne Befund geschallt)
am 9.8. bei unserer Tierärztin mit dem Z-Wurf zur Erstellung der Gesundheitszeugnissen
am 11.8. auf der Katzenausstellung in Hamm (Shakira und Yorick)
Rückfragen bei unserer Tierärztin und in Kaiserberg ergaben, dass zu diesen Zeitpunkten und auch davor keine Tiere auf Katzenseuche behandelt worden waren.

Wir möchten uns an dieser Stelle recht herzliche für die uns und unseren Tieren entgegengebrachte Anteilnahme bedanken. Unser Dank gilt insbesondere all unseren Freunden, die uns in dieser Zeit mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben und Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt haben, das Telefon und das Internet glühen ließen, um für uns vielleicht brauchbare Informationen und Kontakte zu knüpfen.

Als die ersten Anzeichen auf eine ansteckende Krankheit hindeuteten, wurde der Gesundheitsausschuss unseres Vereins, die Personen, die auf der Ausstellung in unserer Nähe gesessen haben sowie die Leute, die unseren Käfig am Sonntag belegt hatten, von uns informiert. Der Hersteller des Impfstoffes und des Feliserins wurden auch von uns informiert und erhalten alle Unterlagen zu diesem Fall. Meine Richtertermine habe ich vorerst bis Ende dieses Jahres abgesagt.

Wir hoffen, dass wir das Gröbste überstanden haben und keine weiteren Tiere verlieren. Das, was wir durchgemacht haben und noch durchmachen, wünschen wir niemandem!

Wir hoffen, dass wir alles richtig dargestellt haben. Sollten wir neue Erkenntnisse haben, teilen wir sie gerne mit.

Gisela und Bernd

 

 


01.09.2007


Die pathologischen Befunde aus Hannover und Leipzig liegen uns nun vor. Hier zusammengefasst die wichtigsten Ergebnisse:

Shakira - Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Die immunfluorszenzmikroskopische Untersuchung auf Tollwutvirus verlief negativ.
Morbus Aujeszky-Virusantigen wurde Virologisch-kulturell nicht nachgewiesen.
Die Untersuchungen auf Felines Leukämie Virus-Antigen und Feline Immundefizienz Virus-Antikörper verliefen negativ.
Eine immunhistologische Untersuchung der Milz auf das Vorliegen von Parvovirus-Antigen verlief positiv.

Yorick - Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig
Die immunhistologischen Untersuchungen zum Nachweis von Parvovirusantigen verliefen mit positivem Ergebnis.
Die bakteriologischen Untersuchungen zum Nachweis von Salmonella spp. sowie die mykologischen Untersuchungen verliefen mit negativen Ergebnissen.
Bemerkung:
Wie bereits vorberichtlich vermutet, handelt es sich bei diesem Tier um eine feline Parvovirusinfektion (Panleukopenia)

Fatehpur - Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig
Die immunhistologischen Untersuchungen zum Nachweis von Parvovirusantigen verliefen mit negativem Ergebnis.
Die bakteriologischen Untersuchungen zum Nachweis von Salmonella spp. sowie die mykologischen Untersuchungen verliefen mit negativen Ergebnissen.
Bemerkung:
Trotz negativem Antigen-Nachweis ist anhand der histopathologischen und Befunde das Vorliegen einer Parvovirusinfektion nicht auszuschließen

Die Ergebnisse der virologischen Untersuchungen aus Leipzig für Fatehpur und Yorick liegen uns zur Zeit noch nicht vor.

Shakira wurde in Schweden zweimal mit Nobivac Tricat (Intervet)geimpft.
Yorick wurde dreimal mit Merial geimpft, da er keine Muttermilch bekommen hatte, alle Impfungen mit PUREVAX RCP(Merial)
Fatehpur wurde, wie unser gesamter Bestand, letztes Jahr erstmalig mit PUREVAX RCPCh FeLV (Merial) geimpft, davor war es Virbagen-felis RC P (Virbac).

Laut dem AUSSCHUSS FUR TIERARZNEIMITTEL EUROPÄISCHER ÖFFENTLICHER BEURTEILUNGSBERICHT (EPAR) beträgt die Dauer der Immunität gegen den Panleukopenie-Bestandteil bei PUREVAX FeLV (Merial) 3 Jahre.

Wenn uns die virologischen Befunde aus Leipzig vorliegen, werden wir darüber informieren.

Wir möchten uns bei allen, die versucht haben, etwas Licht in das Dunkel zu bringen, recht herzlich bedanken. Es gab recht viele interessante Emails mit Meinungen und Erfahrungen sowie Beiträge in Foren.
Trotz aller guten Wünschen von lieben Menschen, die mit uns Anteil nehmen und die wir zum Teil gar nicht kennen, betrübt es uns doch, wenn wir hören, dass es anscheinend auch Leute gibt, die uns dieses Unglück gönnen. Denen möchten wir nur sagen, dass niemand, aber auch wirklich niemand, vor so einem Unglück gefeit ist.

 

 


03.09.2007


Die Ergebnisse der virologischen Untersuchungen aus Leipzig (Institut für Tierhygiene, Universität Leipzig) sind da.

Fatehpur:
Die virologische Untersuchung von Zunge, Leber, Dickdarm und Dünndarm auf eine Parvovirusinfektion verlief mit negativem Ergebnis.

Yorick:
Mittels einer weiterführenden virologischen Untersuchung auf Parvovirus und Felines Calicivirus (FCV) wurden folgende Befunde erhoben:
Zunge: Virusisolierung (Vi) Parvovirus positiv; PCR für FCV schwach positiv
Leber: Vi Parvovirus negativ
Dickdarm: Vi 1. Parvovirus positiv; Parvovirus PCR positiv
Dünndarm: Vi Parvovirus negativ

 

 


07.09.2007


Alle uns vorliegenden Ergebnisse wurden von uns an die Firma Merial (Impfung) und an die Firma idt (Feliserin) gesandt.
Parallel dazu haben wir alle Unterlagen dem Paul-Ehrlich-Institut zur Verfügung gestellt.

Anmerkung:
Wir haben in den letzten Wochen einige Telefonate und Emails von Leuten erhalten, die uns mitteilten, dass ihre Tiere Reaktionen auf die Impfung oder auf die Gabe von Feliserin gezeigt haben.
Wir können allen nur raten, sich in den Fällen, egal ob Human- oder Veterinärmedizin, in denen man den Eindruck hat, dass eine Impfung oder Medikamentation nicht erwünschte Nebenwirkungen zeigt, die nicht im Beipackzettel beschrieben werden, an das Paul-Ehrlich-Institut zu wenden. Denn nur dann, wenn dort eine Anzahl von gleichartigen Anmerkungen zu einem Medikament eingeht, kann man vom Hersteller nicht als ein besonderer Einzelfall abgetan werden.

Das Paul-Ehrlich-Institut ist eine Einrichtung der Bundesrepublik Deutschland. Es fördert durch Forschung und Prüfung Qualität, Wirksamkeit und Sicherheit biomedizinischer Arzneimittel.
Die Anfragen werden anonym zur Bearbeitung an die Hersteller des Medikaments weitergeleitet.
Auch haben die Tierärzte die Möglichkeit, bei Auffälligkeiten diese an das Paul-Ehrlich-Institut zu melden!
HP: Paul-Ehrlich-Institut
Email: pei@pei.de

Warten wir ab, was passieren wird.

 

 


14.09.2007


Am Donnerstag erhielten wir eine Mail der Firma Merial mit einer ersten Einschätzung der Sachlage aufgrund der von uns an sie übersandten Unterlagen. Der Grundtenor war der gleiche wie in einer Mail, die eine Bekannte auf Nachfrage von Merial schon einige Tage vorher erhalten hatte.

Als erstes teilte man uns mit, dass man zu allen involvierten Stellen, i. B. auch zum Paul-Ehrlich-Institut, Kontakt aufgenommen hat. Tatsache ist aber, dass das PEI sowie alle anderen Stelle schon von uns informiert worden waren und dass das PEI Merial um eine Stellungnahme gebeten hat.

Dann teilte man uns die vorläufige Einschätzung des Geschehens mit, die darin bestand, die Krankheit auf zwei Tiere, die mit Purevax RCP geimpft worden waren, zu beschränken. Alle anderen Tiere seien ja nicht erkrankt!

Fünf Tiere sind gestorben! Shakira zählt nicht, denn sie ist ja mit Novibac geimpft. Fatehpur zählt nicht, weil man bei ihm den Parvovirus zu dem Zeitpunkt nicht virologisch festgestellt hat. Wie gut, dass wir ihn aufgrund seiner Reaktion auf das Feliserin haben vorher einschläfern lassen müssen. Tom haben wir leider nicht untersuchen lassen, obwohl wir in Erwägung gezogen hatten, ihn auch noch in ein anderes Labor zu schicken. Aber drei Tiere in der Pathologie erschienen uns ausreichend, um die Ursache der Krankheit feststellen zu lassen.

Bleiben also nur noch Yorick und Zeppo als relevante Fälle für Merial übrig. Und bei Zeppo und seiner Schwester Zoé vermisst Merial in unseren Unterlagen die genaue Symptomatik!? Diese können sie gerne bei der behandelnden Tierärztin anfordern. Ihre Adresse liegt Merial vor.

Das vorläufige Fazit besteht dann darin, dass eine Erkrankung trotz korrekt durchgeführter Impfung verschiedene Ursachen haben kann. Da verschiedene Impfstoffe (Shakira als einzige mit Novibac) verwendet wurden, deutet der Ausbruch für Merial im Augenblick auf einen besonders hohen Infektionsdruck oder auf einen besonders aggressiven Erreger hin.

Es ist natürlich möglich, dass andere Ursachen als ein Versagen des Impfstoffes zum Ausbruch der Krankheit geführt haben können. Dies sollte aber nicht der Ansatz für Merial sein, sondern die Überprüfung ihres Mittels. Nicht mehr und nicht weniger erwarten wir von ihnen. Und dass die anderen Tiere nicht erkrankt sind, kann auch in der Verabreichung des Feliserins begründet sein. Auch sollte man nicht über einen mutierten oder aggressiven Virus spekulieren, eine Untersuchung dahingehend wäre sinnvoller. Wenn Merial meint, weiter Untersuchungen veranlassen zu müssen, können sie es gerne tun und auch die Kosten dafür übernehmen. Bis jetzt haben wir alle Kosten getragen.

Wir haben aus unserer Sicht korrekt geimpft und mehr als zu Genüge getan, mehr als mancher Züchter tun würde, um zu wissen, warum seine Tiere erkrankt sind. Unsere Möglichkeiten um herauszufinden, warum dieser Supergau stattgefunden hat, sind erschöpft.

Was uns stört, ist der Stil, wie Merial mit dem Thema umgeht. Wer ist denn in der Beweispflicht? Wir haben nachgewiesen, dass unsere Tiere vorschriftsmäßig geimpft waren und woran unsere Tiere erkrankt sind.

Es sollte in erster Linie daran gearbeitet werden, wie es zu so einer Erkrankung in einem geimpften Bestand kommen konnte und wie man solch einen Ausbruch in Zukunft vielleicht verhindern kann.

Der andere Impfhersteller hat sich auch bei uns gemeldet und versucht herauszufinden, ob ein Versagen seines Impfstoffes vorliegen könnte. Sie haben uns kontaktiert und sachliche Fragen gestellt.

Des weiteren informierte Merial uns darüber, dass im Raum Essen/ Ruhrgebiet sowie Magdeburg Katzenseuche vermehrt aufgetreten ist und dass bei einem solchen Seuchenausbruch von der bpt-Impfkommission ein intensiviertes Grundimmunisierungsschema mit einer zusätzlichen Impfung im Alter von 16 Wochen auch gegen Katzenseuche empfohlen wird. Leider wurde nicht erwähnt, aufgrund welcher Tatsachen diese Empfehlung ausgesprochen wurde. Und was ist mit älteren Tieren?

Bei der Katzenseuche handelt es sich nicht um eine meldepflichtige Krankheit und daher gibt es auch kein Kataster, das einen Nachweis liefern könnte, ob man in einem Gebiet mit erhöhter Seuchengefahr wohnt. Wann soll man denn dieser Empfehlung nachkommen?

Die Mails von Merial können jederzeit bei uns eingesehen werden.


Im Zusammenhang mit unserem Desaster sind wir auch häufiger auf Impfreaktionen angesprochen worden. In diesem Zusammenhang möchten wir auf die Veröffentlichung der ZUSAMMENFASSUNG DER PRODUKTEIGENSCHAFTEN Punkt 5.4 , veröffentlicht von der European Agency for the Evaluation of Medicinal Products (EMEA), des Impfstoffes verweisen. Hier findet sich auch Hinweis (Punkt 5.8) auf ein geändertes Impfschema beim Vorliegen eines hohe Serumspiegels maternaler, spezifischer Antikörper. Also in Zukunft vor der Grundimmunisierung erst den Titer bestimmen?

 

 


25.09.2007


Intervet hat zwischenzeitlich im Rahmen einer telefonischen Rückfrage einen Vorabbericht abgegeben. Man vermutet, dass bei Shakira ursächlich für die Erkrankung das Vorhandensein maternaler Antikörper zum Zeitpunkt der Impfung war und so die Impfung nicht gegriffen hat. Man teilte uns mit, dass daher Intervet wie die Ständige Impfkommission im bpt (Bundesverband Praktizierender Tierärzte e. V. ) in der Deutsche Impfempfehlungen für die Kleintierpraxis empfiehlt, die Kitten dreimalig zu impfen. Auf meine Frage hin, warum man das nicht weiß, wurde mir geantwortet, es sollten eigentlich die Tierärzte wissen. Um so erstaunlicher ist es, dass Intervet auf der eigenen HP auf die Empfehlung des bpt hinweist, im eigenen Impfschema aber auf eine Impfung mit 16 Wochen bei Katzenseuche verzichtet!

Um also sicher zu sein, dass eine Impfung auch gegriffen hat, muss man also vor und/bzw. nach jeder Impfung im Rahmen der Grundimmunisierung eine Antikörperbestimmung machen lassen, wahrscheinlich auch am besten nach den Auffrischungsimpfungen!
Erstaunlich ist auch der Unterschied bei der Empfehlung zur Frequenz der Wiederholungsimpfung beim Katzenschnupfen (Intervet=jährlich, bpt=alle 2 Jahre). Auch die Empfehlungen der bpt zu der RCP-Impfung sind nicht richtig verständlich:
Für die Mehrzahl der in Deutschland zugelassenen Kombinationsprodukte sind jährliche Wiederholungsimpfungen empfohlen.
Für die Panleukopenie-Komponente sind Wiederholungsimpfungen im Abstand von 3 Jahren,
für die Rhinotracheitis- und Calicivirus-Komponente im Abstand von 2 Jahren ausreichend.
Warum wird für Kombinationsprodukte eine jährliche Wiederholungsimpfung empfohlen, wenn die einzelnen Komponenten zwei bzw. drei Jahre Impfschutz versprechen?
Mittlerweile fühlt man sich schon richtig verschaukelt.

Merial hat sich nicht wieder bei uns gemeldet, weder wegen weiterer Untersuchungen, an denen man sich anteilsmäßig beteiligen wollte, noch wegen sonst noch etwas. Wartet man hier so lange die Zeit ab, bis alle Proben von der Pathologie in Hannover und Leipzig (nach sechs Wochen) automatisch vernichtet werden? Oder sollen wir noch alle möglichen Untersuchungen anleiern? Wir sind Laien und wissen doch nicht, was sinnvoll und noch möglich ist. Vorschläge kommen auch keine! Und nur mit unserer Zustimmung kann man weitere Untersuchungen anfordern.

So, und nun zu den lieben Züchterkollegen, die alles besser wissen. Die gibt es ja reichlich. Ich betone nochmals, jeder aber auch jeder, der es ehrlich meint, kann jederzeit die Untersuchungsunterlagen bei uns einsehen. Es handelt sich bei uns um KATZENSEUCHE, die wir nicht schön reden wollen. Weder sind unserer Katzen an Schnupfen, FIV, FIP oder Leukose oder ähnlichem gestorben.
Diese lieben Züchterkollegen sollen nicht spekulieren und dumm rumreden, sondern sich lieber informieren. Aber das Erste können sie ja wohl am Besten. Ich bedaure diese armen Menschen, die von sich ablenken wollen und werde sie demnächst hier namentlich benennen. Wir haben nichts zu verlieren, verloren haben wir unsere über alles geliebten Tiere. Wir sind auf dem Weg nach vorne. Aber sie?!?

Wir waren uns bewusst, als wir unseren Fall öffentlich machten, dass wir nicht nur Freunde unter den Kollegen haben. Aber anscheinen kämpfen auch noch heute die Götter vergeblich gegen die Dummheit. und wie heißt es so schön:
Wenn die Lüge einmal um die Welt ist, hat die Wahrheit noch nicht einmal die Schuhe an.

 

 


18.10.2007


Eine Genotypisierung des Virus, das bei Yorick gefunden wurde, wurde an der Uni Leipzig durchgeführt. Die Kosten dafür wurden von der Firma Merial übernommen. Es handelt sich nicht um eine neue Abart des Virus.

Auszug aus dem Untersuchungsbericht:
"Durch Sequenzanalyse konnte das Virusisolat als ein FPV-Virus typisiert werden. Dieser Typisierung liegen die charkteristischen Nukleotidsequenzen an den Positionen 3025, 3045, 3065, 3088 und 3094 des Gesamtgenoms zugrunde.
FPV ist der in Deutschland bei der Katze am häufigsten (nahezu 100%) nachgewiesene Genotyp."

Für alle, die sich mehr mit dem Thema Parvo beschäftigen möchten, hier ein interessanter Link. Es ist die Dissertation Die feline Panleukopenie – Eine retrospektive Studie von Karin Horlacher aus dem Jahr 2004.

 

 


30.10.2007


Immer wieder wird auf den Einfluss der maternalen Antikörper (Antikörper, die das Baby über die Muttermilch aufnimmt) bei der Grundimmunisierung hingewiesen. Insbesondere in Zuchten sollen diese Antikörper einen besonderen Stellenwert einnehmen, da durch das regelmäßige Impfen der Muttertiere die Gefahr besteht, dass der Antikörperspiegel zur Zeit der Grundimmunisierung noch sehr hoch sein kann. Es wird dann darauf verwiesen, dass man gegebenenfalls Titerbestimmungen durchführen sollte.

Im Augenblick versuchen wir, Informationen über die Aussagekraft dieser Titerangaben zu bekommen. So ganz eindeutig und einfach scheint die Interpretation der Höhe des Titerwertes als Maßstab für das Vorliegen eines Impfschutzes nicht zu sein.

Eine andere Züchterin, die indirekt mit einem Parvo-Problem konfrontiert wurde, hat Titerbestimmungen durchgeführt. Die Ergebnisse kann man hier nachlesen.

Sollten wir brauchbare Informationen erhalten, werden wir sie hier veröffentlichen.

Zurzeit lassen wir bei einigen Katzen eine Titerbestimmung auf Parvo-Antikörper durchführen.

 

 


04.11.2007


Nun liegt uns die offizielle Stellungnahme von Merial zu unserem Fall vor. Dass sie unter Umständen nicht befriedigend ausfallen würde, war uns bewusst. Dass das Ergebnis aber so dürftig ausfallen würde, haben wir uns nicht träumen lassen. Daher haben wir uns erlaubt, zu diesem Schreiben Stellung zu nehmen (Antwort). Warten wir einmal ab, ob wir noch eine Antwort erhalten.

 

 


25.11.2007


Die Titerergebnisse (Uni Leipzig) der fünf Katzen, für deren Untersuchung Merial die Kosten übernommen hat, liegen uns seit letzter Woche vor.

Katze

Darcy
Suzi
Karina
Zorro
Zico

letzte Impfung

13.11.2006
07.07.2006
02.08.2007
Zweitimpfung 02.08.2007
Zweitimpfung 02.08.2007

Titer

1 : 80
1 : 640
1 : 40
1 : 160
1 : 80


Weitere Angaben haben wir nicht erhalten. Daher haben wir über unsere Tierärztin Prof. Dr. Truyen um eine Interpretation der Ergebnisse gebeten. Eine Antwort liegt uns zur Zeit noch nicht vor.

Am 16.11. erhielten wir einen Anruf von der Firma Merial, dass man uns gerne aufsuchen würde, um im direkten Gespräch mit uns den Fall zu erörtern und uns Hilfestellungen für die Zukunft zu geben.

Am 19.11. fand dann das Gespräch zwischen Frau Knippenberg, der zuständigen Bezirksleiterin von Merial, Frau Knab (Veterinärin bei Merial) und uns statt. Als neutralen Zeugen hatten wir den Obmann des Rechtsauschusses unseres Vereins hinzugezogen

Nach einleitenden Worten zur Wichtigkeit von Impfungen (Nur wenn mehr als 70% aller Katzen in Deutschland geimpft sind, kann man davon ausgehen, dass der Infektionsdruck sich reduziert. Zur Zeit liegt der Wert aber bei den bei den Tierärzten vorgestellten Katzen nur bei knapp 50%, eine weitere Impfung wird dann nur noch bei etwas mehr als 30% der Tiere durchgeführt.) und der graphischen Darstellung des Boostereffektes bei der Grundimmunisierung.

Die sich daran anschließende Diskussion lässt sich wie folgt zusammenfassen:

Eine Aussage über einen protektiven Titer bei Parvo kann nicht gemacht werden. Ausschlaggebend für einen Impfschutz ist die Reaktion des Gesamtimmunsystems (Antikörper, Memoryzellen, etc.). Darum wird die Wirksamkeit von Impfstoffen sowie die Dauer der Immunität nicht durch Antikörperbestimmung sondern durch Testinfektionen bestimmt (wie viele Tiere sind tatsächlich nach einer Impfung geschützt).

Eine Angabe, wie hoch den der maternale Antikörpertiter sein muss, damit die im Beipackzettel gemachten Anmerkung "Wenn hohe Serumspiegel maternaler, spezifischer Antikörper vorhanden sind, sollte der Beginn der Grundimmunisierung bis zum Alter von 12 Wochen hinausgeschoben werden." zum Tragen kommt, konnte von Seiten der Merialvertreterinnen nicht gemacht werden.

Um eine erfolgreiche Grundimmunisierung zu gewährleisten, ist es notwendig, der Impfempfehlung der bpt (dreimalige Impfung) nachzukommen. (Anmerkung: Die Impfempfehlungen der Hersteller laut Zulassung der Impfseren sehen aber immer noch nur eine zweimalige Impfung als ausreichenden Schutz vor).

Die Wirksamkeit einer Impfung ist im starken Maße vom Allgemeinzustand des Tieres zum Zeitpunkt der Impfung abhängig. So kann eine nicht erkannte Entzündung oder ähnliches das Ergebnis der Impfung beeinflussen.

Eine Antwort auf die Frage, ob wir Karina und die Babys aufgrund ihres Titers nachimpfen sollte, konnte nicht beantwortet werden. Diese Frage sollten wir mit unserem Tierarzt abklären.

Unser Hinweis, dass auch einige andere uns bekannte NFO-Züchter, die mit Merial geimpft haben, niedrige Titer bei ihren Tieren festgestellt haben, führte zu der spekulativen Aussage, dass es sich unter Umständen um ein rassespezifisches Problem handeln könnte.

Ein weiteres Ergebnisse dieses Gesprächs war auch, dass man den Impfstoff wohl überprüft hat, dies aber in der Stellungnahme nicht erwähnt hat. Diese Aussage sollen wir aber auch noch schriftlich bekommen.

Auf unsere Frage, wie alt den die Basis für den derzeitigen Parvo-Impfstoff sei, konnte uns keine Antwort gegeben werden. Wir sollen aber eine schriftliche Antwort erhalten.

Leider stellt es sich zurzeit so dar, dass aufgrund der geringen Anzahl von Vorkommnissen weitergehende Untersuchungen von Seiten der Firma Merial nicht erfolgen werden. Es ist nun einmal so, dass für uns Tierhalter das Schicksal jedes einzelnen Tier wichtig ist, dies Tier für die Unternehmen aber nur statistische Größen darstellen, wobei Einzelschicksale statistisch vernachlässigbar sind.

In diesem Zusammenhang wiesen die Vertreterinnen der Firma Merial darauf hin, dass leider das Feedback zu Impfreaktionen und/oder Impfschäden von Seiten der Tierärzte und den Züchtern an die Herstellerfirmen sehr gering sei.

Wir können daher allen Tierbesitzern nur raten:
Wenn jemand den Verdacht hat, dass nach einer Impfung sein Tier irgendwelche Veränderungen zeigt, lasst euch dies von eurem Tierarzt bestätigen und bittet ihn, diese Tatsache dem Produzenten und/oder dem Paul-Ehrlich-Institut mitzuteilen. Oder macht es einfach selber.

Zu den Tatsachen, die gemeldet werden sollen, gehören auch die in den Beipackzetteln beschriebenen bekannten Impfreaktionen wie zum Beispiel der Impfknubbel, leichtes Fieber, Apathie, Appetitlosigkeit u.s.w..

Nach drei Stunden endete das Gespräch für uns etwas unbefriedigend, da wir auf die meisten unserer Fragen leider keine Auskunft erhalten haben.

Vor mehr als zwei Monaten haben wir den Bundesverband Praktizierender Tierärzte e. V. (bpt) angeschrieben und unter Bezug auf die Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission um Beantwortung folgender Fragen gebeten:

RCP:

Für die Mehrzahl der in Deutschland zugelassenen Kombinationsprodukte sind jährliche Wiederholungsimpfungen empfohlen.
Für die Panleukopenie-Komponente sind Wiederholungsimpfungen im Abstand von 3 Jahren, für die Rhinotracheitis- und Calicivirus-Komponente im Abstand von 2 Jahren ausreichend.

Warum wird für die Mehrzahl der Kombinationsprodukte eine jährliche Wiederholungsimpfung empfohlen, wenn die Einzelkomponenten einen längeren Schutz versprechen?

Das Parvovirus-Impfantigen kann nach der Impfung ausgeschieden und übertragen werden, verursacht aber keine klinischen Symptome.

Kann das Impfantigen, und wenn ja bis zu welchem Zeitraum nach der Impfung, das Ergebnis eines Parvoschnelltests (ELISA Kot) beeinflussen?

Auch auf zweimaliges Nachfragen haben wir bis heute leider keine Antwort erhalten.

Als nächstes werden wir versuchen, von der bpt zu erfahren, auf welche Grundlagen, Forschungen, Ergebnisse oder Erkenntnisse die Empfehlung für eine Änderung des Impfschema für die Grundimmunisierung von zwei Impfungen (8. und 12. Woche) auf drei Impfungen (8., 12. und 16. Woche), auf die die Hersteller sich unverbindlich auf ihrer HP oder in sonstigen Veröffentlichungen beziehen (aber kein Hinweis im Beipackzettel!), erfogte.

Das Problem, das wir haben, ist, dass mit jeder Frage, die sich uns stellt, zehn neue Fragen auftreten, aber es anscheinend niemanden gibt, der uns unsere Fragen beantworten kann oder will. Vielleicht sind diese Fragen aber bis jetzt auch so noch nie gestellt worden und es gibt tatsächlich keine Antworte.

Und Antworten auf Fragen, die wir gestellt haben, dürfen wir leider nicht veröffentlichen!

 

 


27.11.2007


Da die Stellen, die wir bis jetzt mit unseren Fragen kontaktiert haben, uns keine Antworten geben bzw. uns nicht die Erlaubnis erteilt haben, ihre Stellungnahmen zu veröffentlichen, haben wir uns auch an andere Stellen mit unseren Fragen gewandt.

Von einem führenden Impfstoff-Anbieter erhielten wir prompt Antwort. Leider hatten wir nicht deutlich gemacht, dass sich unsere Anfrage auf Katzen und nicht auf Hunde bezog.

Nachdem wir mit einer kurzen Mail dieses Missverständnis aufklärten, erhielten wir umgehend folgende Antwort. Da wir glauben, dass sie etwas Licht in das Dunkel bringt, möchten wir sie mit freundlicher Erlaubnis der Autorin veröffentlichen. Dafür herzlichen Dank. Aufgrund der Tatsache, dass Impfstoffe verschreibungspflichtig sind, wurden wir gebeten, eine anonymisierte Quellenangabe zu verwenden, um wettbewerbsrechtliche Aspekte bereits im Ansatz zu vermeiden.

Betreff: Parvovirus-Schutzimpfung - Virus stabil, kein definierter Schutztiter, neue Grundimmun-Empfehlung

Die Veränderungen auf dem CPV-2-Virus (Anmerkung: CPV = Canine Parvovirus; Parvorirus beim Hund), die die Änderung der Namensbezeichnung zu CPV-2a, -2b oder 2c verursachen, betreffen nur sehr wenige, kurze Eiweißketten (Aminosäuren), daher sind auch die klassischen Impfstämme noch gut genug wirksam. Die veränderten Parvoviren werden aufgrund der Geringfügigkeit der Veränderungen auch nur als neue "Serotypen" und nicht als neue Varianten bezeichnet.
Zum felinen Parvovirus liegen keine vergleichbaren Meldungen vor, vermutlich ist es ähnlich stabil, wie das Frettchen-Parvovirus, von dem seit Jahren noch keine Veränderungen berichtet werden. Allerdings geht man davon aus, dass die ursprünglich nur für Hunde infektiöse CPV-2-Variante durch die Veränderungen zur CPV-2a oder 2b möglicherweise auch für Katzen wieder infektiös geworden sein könnte. Zumindest werden die Tierärzte dazu aufgefordert, eine Übertragung von der Katze auf den Hund und umgekehrt in Betracht zu ziehen und Therapie- und Hygiene-Empfehlungen daran auszurichten.

Ihre Frage nach einem standardisierten Antikörpertiter, der Protektion sicher anzeigt, kann ich leider nicht beantworten. Zum einen erlaubt der Antikörpertiter nur eine Schätz-Aussage über die humorale Antwort, aber keinerlei Aussage über die ebenfalls sehr wichtige zelluläre Immunantwort. Zum anderen hängt die benötigte Antikörpermenge auch von der Dauer und der Höhe des Infektionsdruckes ab, sowie von der Kompetenz/ dem Gesundheitszustand des Immunsystems ab, schnellstmöglich die Gedächtniszellen zu reaktivieren und im Bedarfsfall sofort zusätzliche Antikörper zur Verfügung zu stellen. Hinzu kommt, dass eine Blutuntersuchung auf Antikörper immer nur den Status zum Zeitpunkt der Blutentnahme angibt und der kann sich schnell wieder ändern. Darüber hinaus gibt es für die Messung der Antikörpertiter gegen Parvo (egal ob vom Hund oder von der Katze) kein standardisiertes Verfahren, so dass jedes Ergebnis bestenfalls vom Labor selbst interpretiert werden kann, aber nicht von jemandem, der das Testverfahren nicht kennt. Die Werte eines Labors sind auch nicht mit dem eines anderen Labors vergleichbar. Die einzig verlässliche und vor allem immens wichtige Aussage einer Parvo-Antikörpertiter-Bestimmung ist die, zu sehen, ob das Tier auf die Impfung reagiert hat bzw. ob es sich schon mit Parvoviren erfolgreich auseinandergesetzt hat.

Seit Juli 2006 gibt es eine deutsche Impfempfehlung für die Kleintierpraxis, die von der Vet-STIKO (Anmerkung: STIKO = Ständige Impfkommission), einer Expertenkommission nach dem Vorbild der humanmedizinischen STIKO, nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen ausgearbeitet wurde. Danach werden die aktuell diskutierten längeren Impfintervalle möglich durch das verbesserte Fundament einer ausführlicheren Grundimmunisierung: Mit Impfungen in der 8., 12. und -jetzt neu- 16. Lebenswoche, sowie mindestens einer Wiederholungsimpfung nach einem Jahr. Bei Tieren über 12 Wochen empfiehlt die o.g. Impfempfehlung:

"In einem höheren Alter vorgestellte Tiere erhalten ihre Impfungen in denselben Abständen. Ab einem Alter von 12 Lebenswochen ist eine zweimalige Impfung im Abstand von 3-4 Wochen, gefolgt von einer Impfung nach 1 Jahr, für eine erfolgreiche Grundimmunisierung ausreichend."

Hintergrund der erweiterten Grundimmunisierungs-Empfehlung der Vet-STIKO:
In unabhängigen Blutuntersuchungen der Ludwig-Maximilian-Universität an mehr als 300 Welpen waren auch nach der 12. Lebenswoche noch mütterliche Antikörper nachweisbar. Und offensichtlich hatten eben diese mütterlichen Antikörper den Immunisierungserfolg von korrekt mit 8 und 12 Wochen durchgeführten Impfungen beeinträchtigt, denn nur 70-85 % der Welpen hatten ausreichende Antikörperspiegel. Erst mit der 3. Impfung mit 16 Wochen konnten mit allen getesteten Impfstoffen ausreichende Antikörperspiegel erreicht werden.
U.a. aufgrund dieser Untersuchung sahen die Impfexperten der Vet-STIKO es als notwendig an, die Grundimmunisierungsempfehlung zu erweitern um die 16-Wochen-Impfung bzw. zweimaliger Wiederholung nach der 12. Lebenswoche.

Die Zulassungen der Hunde- und Katzen-Impfstoffe von XXXX wurden entsprechend dieser veränderten Impfempfehlungen ergänzt.

Bitte sprechen Sie mit dem Tierarzt Ihres Vertrauens, er wird Sie und Ihr Tier entsprechend beraten.

Mit freundlichen Grüßen

YYYYYY

 

 

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